Free At Last
Das traurige Ende von Homburg auf dem Zenith des Erfolgs veranlasste mich, allem Ärger mit zickigen und launischen Bandkollegen aus dem Weg zu gehen und mein eigenes Ding
durchzuziehen.
Kurz zuvor hatte ich Ernst Josef Keinz aus Frankfurt kennen gelernt. Er zupfte Bass bei der ziemlich guten Latinrock Band Samia Wir verstanden uns auf
Anhieb und hatten musikalisch die gleiche Wellenlänge.
Ich hatte mich zuvor schon entschieden, ein kleines Tonstudio einzurichten um meine musikalischen Vorstellungen unabhängig vom Bandstress zu verwirklichen. In längeren Gesprächen beschlossen wir, das Projekt gemeinsam anzugehen.
Ende 1978 fand ich in der Rödelheimer Strasse 12 in Frankfurt ein passendes Objekt. Es war ein uralter Gewölbekeller in einem Hinterhof. Er war aus schalldämmungs- und
akustischen Gründen bestens dafür geeignet. Die Miete betrug sehr soziale 80 DM.
We Build This City (On Rock´N´Roll)
Ernst und ich hatten vom Tonstudiobau keine Ahnung, dafür aber einige Erfahrung im Dämmen von Übungsräumen. Mit Teppichfliesen wurden alle Wände und Decken verkleidet und der Rest mit
Steinwolle. Eine doppelte Fensterscheibe von einem befreundeten Glaser war schnell zwischen Aufnahme- und Regieraum eingesetzt. Die Erwartungen wurden erfüllt; der Raum klang trocken und
echofrei. Jetzt musste nur noch die Technik eingebaut werden und es konnte losgehen.
Bevor ich mein aus Homburgzeiten übrig gebliebenes altes Mischpult reaktivieren konnte, veränderte eine zufällige Begegnung mein weiteres Leben völlig. In einem früheren Kapitel erwähnte ich im
Zusammenhang mit der Hammond- Affäre meine Tätigkeit als HiFi Verticker in einem Frankfurter Soundtempel.
Money - The Dark Side Of The Moon
Ich hatte zwei smarte Typen als Kunden, die sich auf der Suche nach einer adäquaten Beschallung ihrer Yuppie- Behausung befanden. Sie stellten sich als Walter und
Micky vor. Natürlich spielte Geld eine nur untergeordnete Rolle. Ich erzählte beiläufig von meinen Tonstudioplänen. Spontan schlugen sie mir vor, als Partner einzusteigen und
sich mit nicht unerheblichen Geldmitteln einzubringen. Woher die Jungs die Kohle hatten, interessierte mich damals noch nicht.
Ich schmiß den gutbezahlten Job als Provisionsräuber kurzerhand meinem Chef vor die Füße und wurde hastdunichtgesehn Geschäftsführer einer Musikproduktions GmbH.
Es wurde geplant, ganz groß ins Musikbusiness einzusteigen und mit eigenen Schallplattenproduktionen den Markt zu beglücken. Wie blauäugig diese Vorstellung damals war, sollte mich die harte Schule des Lebens später noch lehren.
We Will Rock You
Der Name Rockpoint Studio war mir schon früher eingefallen. Jetzt mußte er nur noch zum Leben erweckt werden.
Entsprechende Flyer und eine Einladung zur Eröffnung bei Fassbier und Schmalzbrot an dem Termin 30. Juli 1978 waren schnell unter die Musiker der Region gebracht und bald wurde man auf uns aufmerksam.
Kurz darauf wollte eine Band Demo- Aufnahmen bei uns machen. Ihr Name war Roundabout und sie kamen aus dem Rhein Main Gebiet. Die Gruppe bestand aus fünf begabten, jungen Musikern. Neben dem Sänger Manfred W. war noch Achim Hasselberg Gitarre, Mathias "Muli" Müller Gitarre, Peter Pöschko Bass, Jürgen "Adam" Starrmann († 2010) Keyboards und zunächst Martin Herbolzheimer Schlagzeug, der später durch Jürgen "Mob" Böttcher ersetzt wurde. Letzterem verhalf ich später mit der einigermaßen berühmten Gruppe Rodgau Monotones den Start zu überregionaler Bekanntheit.
Aus den Demo- Aufnahmen wurde dann doch nichts, da ich einiges an Potential zu erkennen glaubte und die Band kurzerhand für eine LP Produktion unter Vertrag nahm.
Die Roundabouts hatten schon genügend eigene Titel gebastelt, um die geplante LP zu füllen.
Man könnte sie als klassischen Krautrock mit Instrumentalsoli und Tempowechseln bezeichnen. Durch die vielen Folkelemente hatte Roundabout aber einen eigenen Stil entwickelt.
Unter den Stücken waren wirklich sehr schöne Songs mit einem gewissen Ohrwurmcharakter.
In vielen Studiostunden und intensivem Arbeiten waren die Basictracks auf der 8 Spur verewigt. Das dachten wir zumindest.
Nach den Aufnahmen dämmerte die Erkenntnis, dass sich die etwas gewöhnungsbedürftige Stimme des Sängers nicht so richtig in den Gesamtsound einfügte. Es gab die üblichen unangenehmen
Diskussionen, die mit seiner der Abschiebung endeten.
Danach blieb nichts anderes übrig, als sich auf die Suche nach Ersatz zu machen und alle Gesangsspuren neu aufzunehmen.
Dann passierte etwas, das uns nicht im Traum eingefallen wäre...
Im nächsten Kapitel folgen verschollen geglaubte rare Tondokumente.