The Final Countdown

 

Erika, der Benz ist da

 

Im Endstadium der Neuen Deutschen Welle mit der ich bisher beruflich kaum Berührungspunkte hatte, lernte ich so um 1984 eine bemerkenswerte Frankfurter Band kennen. Sie waren jung und erfreulich unverbraucht. Die Jungs spielten Gitarrenrock mit deutschen Texten. Alle Titel waren selbst geschrieben und die Besetzung war eher unüblich: Schlagzeug, Bass und drei (!) Gitarren. 

Man sollte glauben, dass so etwas in einem fürchterlichen Soundchaos enden würde - aber weit gefehlt, nicht bei den Heissen Ohren.

So nannte sich die Gruppe, die aus folgenden Musikern bestand: Jay Schreiber g, Armin Möller g, Andreas Odrian g, Oguz Dogan bg, Vito Longitano dr.    

Das besondere an ihrer Musik war, dass sie einen ungewöhnlichen Stilmix aus Deutschrock und schwarzem Discofunk verbanden.

Das Ergebnis fand ich bemerkenswert und durchaus hitverdächtig.   

 

Wir nahmen zu Demozwecken zunächst drei Titel auf, die zum Glück auf einer alten Cassette aus meiner Schatzkiste noch erhalten sind. Es war geplant, die Songs bei Schallplattenfirmen anzubieten und einen Longplayer zu produzieren. 

Aber wie schon so oft erlebt, zerstritten sich die Heissen Ohren nach einem sehr erfolgreichen Gig im Frankfurter Musikclub Storyville, dem späteren Zoom. Hätten sie stattdessen weitergearbeitet wäre ihre Chance groß gewesen, sich im deutschen Musikbusiness zu etablieren. Einem A&R, dem ich später die Cassette vorspielte, war ganz begeistert und hätte die Band sofort veröffentlicht. 

Dies war dann auch meine letzte Erfahrung mit deutschsprachigen Musikern.

                             

 

Blow Up Your Video

 

Wie gut, dass es da noch die Engländer gab...

Allerdings hatte ich mit diesen weniger im Tonstudio zu tun, sondern im Bereich der Videoproduktion. Diese Sparte hatte sich mittlerweile prächtig entwickelt und nahm meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. 

Im Kabelpilotprojekt Ludwigshafen bescherte uns außer der wöchentlichen Sendezeit auch die Verpflichtung, diese mit Programm auszufüllen. Zuvor produzierten wir über die Connection zu dem Szeneblatt "Metal Hammer" eine Serie von Hardrock und Heavy Metal Konzerten in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Dabei waren auch solche Legenden wie Wishbone Ash oder Metallica. 

 

Mit dem großen Fundus an Filmmaterial im Hintergrund entwickelten wir das im Ludwigshafener Kabelkanal wöchentlich ausgestrahlte Hardrock TV Magazin Black Out.

In diesem Format präsentierten wie neben den Konzertvideos auch Interviews mit bekannten Stars der Rockszene wie unter anderem Meat Loaf, der ein sehr angenehmer und freundlicher Gesprächspartner war. Oder Mike Oldfield, ein total introvertierter und unsicher wirkender Gast, dem man die knappen Antworten einzeln aus der Nase ziehen musste.

Nach einigen letzten Musikvideo Aufzeichnungen verlegte sich mein Schwerpunkt immer mehr in Richtung Wirtschafts- und Industrieproduktionen.

Diese wurden innerhalb verschiedener Firmenkonstellationen bis 1987 fortgeführt.

 

 

Hard To Say I'm Sorry

 

Danach befreite ich mich für alle Zeit von dem unguten Klima das die "Partner", wie die Fliegen den Peanuts Pig Pen, ständig umschwebte. Ich war jetzt nur noch mein eigener Chef.

Im Rückblick gesehen war dies die einzig richtige Entscheidung die ich damals treffen konnte.

Damit gehörte  die Tonstudio Ära endgültig der Vergangenheit an.

 

 

Info:

Die zwei Titel aus dem Heisse Ohren Demo findet man unter den nachfolgenden Links.

 

https://soundcloud.com/alfred-e-neumann01/heisse-ohren-erika-der-lenz-ist-da

 

https://soundcloud.com/alfred-e-neumann01/heisse-ohren-es-liegt-nur-an-dir

  

 

 

Ergänzung:

Aus dieser Zeit stammt auch ein Studioprojekt, das aus drei in der englischen Metalszene bekannten und einem bisher weniger bekanntem Frankfurter Musiker bestand.

Es waren Chris Glen, der als Bassmann der Sensational Alex Harvery Band seine Sporen verdient hatte und Robin McAuley, der ex Grand Prix Sänger. Er hatte später in Frank Farians FAR Corporation zusammen mit Bobby Kimball einen Top 10 Titel. Dazu kam Phil Taylor (2015), der zuvor als Motörhead Drummer gefeuert worden war und der junge Gitarrist Marcus Schleicher ().

 

Es wurde eine EP mit vier Titeln produziert. Für den Song War Games drehten wir ein Demo Video

 

https://www.youtube.com/watch?v=R-04fbAC9d4

 

One By One, ein weiterer Titel auf der EP

 

https://www.youtube.com/watch?v=vQ9DMBLFTRI