Ha Ha Said The Clown

 

Judy In Disguise

 

 

Nach kurzer Pause stolperte ich Ende 1975 mehr durch Zufall über ein eher experimentelles Projekt. Der Name der Band war Judy Garlic. Den fand ich aber ziemlich bescheuert.
Wenn man sich jedoch die Besetzung ansah, war diese Schnapsidee selbsterklärend. Der musikalische Kopf und Sänger war Gerd Knebel, der viel später als Chef der Chaos- Rock- Comedy Truppe Flatsch eine regionale Berühmtheit erlangte. Auch der Schlagzeuger, Andreas Schardt, spielte in deren Anfangsphase noch mit, ebenso wie Bernd Neumann, der sich am Bass redlich bemühte, unseren musikalischen Bemühungen ein gewisses Fundament zu geben. Als Gitarrist fungierte Ralph Brandmüller.
In der Zeit nach Flatsch wurde Gerd dann als die eine Hälfte von Badesalz bundesweit bekannt. Zu der zweiten Hälfte, Henny Nachtsheim, bekam ich in einem anderen Zusammenhang noch eine ganz besondere Beziehung.

Aber das konnte ich damals noch nicht ahnen.


Der Proberaum befand sich in einem der vielen Luftschutzbunker, die zu der Zeit überall herumstanden. Wir waren eine so genannte "Bunkerband" und zwar deshalb, weil wir nie einen öffentlichen Auftritt hatten und deshalb nie aus unserem Bunker heraus gekommen waren. 

Die ewige Hammond- und Leslieschlepperei fing langsam an, uns zu nerven. Glücklicherweise probte im Nachbarraum eine Band, deren Keyboarder Lothar Krell - er spielte später bei Supermax und Tokyo - auch als Produzent nicht unerfolgreich war. Der sah mit seiner langen blonden Matte aus wie Rick Wakeman mit Brille und spielte auf einem Wurlitzer E- Piano, was alles, nur nicht standesgemäß war. Wahrscheinlich aus diesem Grund wollte er unbedingt eine Hammond mit Leslie. Und ich wollte sowas loswerden.

Jetzt war ich diese Möbel los und brauchte, da wir auch einige Titel von Chick Corea und Billy Cobham spielten, unbedingt ein Fender Rhodes E Piano.

 

 

Shop Around

 

Genau zum richtigen Zeitpunkt, im Frühjahr 1976, fand wie jedes Jahr in Frankfurt, die Musikmesse statt - für alle Musiker ein Wallfahrtstermin.

Im Gegensatz zu heute, konnte man am letzten Messetag die Instrumente direkt vom Stand mit ordentlichem Rabatt erstehen. Da ich durch den Verkauf meiner Pretiosen ziemlich flüssig war, stand einer Schnäppchenjagd nichts im Weg.
Gemeinsam besuchten wir den Fender Stand und ich konnte tätsächlich mein Objekt der Begierde sehr günstig erstehen.

Jetzt brauchte ich nur noch einen Synthesizer.                            
Da ein Minimoog schlicht und ergreifend unbezahlbar war, mußte ich mich mit einem Reiskocher in Gestalt eines Roland SH-5 begnügen. Der war besser verarbeitet, sah schöner aus, war stimmstabiler, kam aber an den fetten Original Moog- Sound nicht heran.


Judy Garlic spielte neben Rhythm and Blues orientierten Stücken auch die ersten eigenen Tonschöpfungen die da hießen "Badekapp" oder ähnlich absurde Titel, natürlich von Pre- Flatscher Gerd Knebel.

Mir erschloß sich deren Sinn oder auch Unsinn leider absolut nicht.

Erstaunlicherweise hielt ich es trotzdem ein ganzes Jahr im Bunker aus um nach einem Jahr sinnlosen Probens mit Judy Garlic wieder einmal Bühnenluft schnuppern zu müssen.

 

  

Anmerkung:

Fotos wurden damals leider keine gemacht, vermutlich weil es im Bunker zu dunkel war und auf die Einstellung eines noch vorhandenen Mitschnitts aus dem Bunker habe ich  aus Unzumutbarkeitsgründen ebenfalls verzichtet.